Bei Fielmann läuft es ausgezeichnet - dennoch erhalten die Beschäftigten nur den Minimallohn und klagen über den Druck zur Leistung. Wer eine Lesebrille braucht, hat sie wahrscheinlich bei Fielmann erworben, um genauer zu sein: Jede zweite deutsche Sonnenbrille stammt von Fielmann.
Allein der Werbeslogan weist auf den monopolistischen Claim hin: "Brille: Fielmann". Deutsche wollen ihre Gläser bei Fielmann einkaufen, der einmal den freien Rahmen erfand und behauptet, 70 Prozentpunkte billiger zu sein als der Markt. Es ist für die Mitarbeiter der Fielmann-eigenen Brillenfabrik im brandenburgischen Unternehmen Ratshenower Optik verantwortlich.
Wenn Sie nicht genug Gläser pro Std. herstellen, haben Sie keine Zeit. Das alles wird mit einem Mindestgehalt von 8,50 EUR gezahlt - und das erst seit dem gesetzlich vorgeschriebenen Betrag. Obwohl nun alle Fielmann-Mitarbeiter den Minimallohn erhalten, fordert das Untenehmen die Anrechnung eines zuvor gezahlten Bonus. Fielmann sagt, dass Fielmann selbst nichts von dem Verhalten wusste.
Überraschend für einen Firmengründer und Geschäftsführer, der nahezu jede Anfrage der Presse gerne selbst liest. Dies sichert den besten Kundenservice - und die besten Jobs in ganz Europa. Zur Lohnfrage heisst es: "Dienstleistungen werden heute im In- und Ausland erbracht. Fielmann hat dies bisher sehr gut erreicht: Immer wieder wird von Rekordumsätzen gesprochen - und von Rekordgewinnen: 163 Mio. EUR im Jahr 2014, knapp 15 % mehr als im Vorjahr.
Allein im vergangenen Jahr erhielten die Gesellschafter, überwiegend die Eigentümerfamilie Fielmann, eine Gesamtausschüttung von 134 Mio. EUR. Familienunternehmen wie Fielmann gelten in der Branche als besonders verantwortungsbewusste Unternehmer. Häufig sind sie dem Betrieb und seinen Mitarbeitern verpflichtet, nicht zuletzt, weil das Betrieb seinen eigenen Firmennamen hat.
Vieles ist großzügig: Fielmann bezahlt für die Dauer der Tätigkeit Aufschläge. Unterm Strich kommen viele Beschäftigte in Familienbetrieben nicht so schlecht davon.